Die Französische Revolution
Der Könige Kampf für Frankreihs Vorherrſchaft in Europa. 13
der Vater des bekannten, ſih auf dieſem Gebiete verſucht hat. Ähnlich wie d’Argenſon das Übel Frankreichs in der Zentraliſation erbliend, forderte auh er Provinzialſtände für das ganze Reich, aber ſolche, in denen die Mitglieder des dritten Standes an Zahl gleih dem der beiden anderen wären und in denen niht nah Ständen, ſondern wie bereits in Langued'oc — nach Köpfen abgeſtimmt wird "), Wünſche, die dann ſpäter bei der Berufung der Nationalverſammlung bedeutungsvoll geworden ſind. Daneben wendet er ſih gegen die ſchablonenhafte Verwaltung, den Schlendrian und die Praſſerei des Hofes, zugleich macht er uns mit der elenden Lage des Bauernſtandes bekannt. Nur unter erſchhwerenden Bedingungen konnte dieſer nämlich ſeinem Tagewerke obliegen; zum Teil war er wie der deutſche Bauer des beginnenden 16. Jahrhunderts fozial und rechtli<h von den anderen Ständen abgeſchloſſen, ſ{hmachtete unter dem Druck der Steuern oder der Pachtſumme, und wer dem Kapital der Großgrundbeſißer hatte weichen und den angeſtammten Boden hatte verlaſſen müſſen, der vermehrte nur die Zahl des ſtädtiſchen Proletariats.
Was tat aber die Regierung, um jene Übel, als deren Ärzte ſich ſeit 1750 ?) wieder die Parlamente aufſpielten, abzuſtellen? Wie ſie faum eine Antwort auf die Frage der Verfaſſung gab, ſo verſäumte ſie es auch hier, mit durchgreifenden Maßregeln dem Übel abzuhelfen. Ludwig ſelber verkam immer mehr in Schwäche und Weichlichkeit und zog ſih durch ſein Laſterleben ®), für das unter Hinweis auf Boſſuets Lehre der Staat das Geld geben mußte, von Tag zu Tag mehr die Mißachtung ſeiner Untertanen zu. Noch in anderer Weiſe verſcherzte er die Gunſt ſeines Landes, indem er, um ſih an König Friedrich von Preußen zu rächen und um in den habsburgiſchen Niederlanden feſten Fuß zu faſſen, welche ihm der Kaiſer für den Fall der Wiedereroberung Schleſiens in Ausſicht ſtellte, 1756 ein Bündnis mit Öſterreich \{hloß; hinzugefügt ſei noh, daß Ludwig ſih mit der Abſicht trug, zur Ausdehnung des katholiſchen Glaubens beizutragen, wodurch er auh mit den toleranten Männern in Widerſpruch geraten
1) Erdmann8dörffer, Mirabeau (Bielefeld 1900), S. 17. 19.
2) Sybels Zeitſchrift Bd. XCI, S. 316.
3) Wahl, Vorgeſchichte, S. 10 ſucht ihn allerdings, wenn nicht gar zu retten, ſo do< zu entſhuldigen. Das allgemeine Urteil wird ſi< aber au< dur< ihn kaum ändern laſſen.