Die Französische Revolution

46 Zweites Kapitel.

ſtand !)“. Die Tatſache, daß durch ſcharfe Beobachtung Rußlands eine Aufteilung der Türkei, des alten Verbündeten ſeit Franz" I. Tagen, verhindert wurde ?), war kein Erſaß für die Schädigung des franzöſiſchen Anſehens in Mitteleuropa. Bald ſollte eine zweite Schlappe folgen. Um Holland vor Frankreich zu ſhüßen, hatte Spanien in den Jahren, wo es noh mit dieſer Macht in heftigem Kampfe lag, in die Belegung belgiſcher Grenzorte mit holländiſchen Truppen eingewilligt. Kaiſer Joſeph, als der Erbe der ſpaniſchen Herrſchaſt in dieſen Gegenden, wünſchte ſich nun wieder in den Beſiß derſelben ®). Dazu kam, daß laut alter Verträge nur die Holländer auf der Schelde Schiſfahrt treiben durften, und Joſeph trat nun für Verkehrsf\reiheit auf dieſem Fluſſe ein. Die Frage wurde akut, als am 6. November 1784 ein öſterreichiſches Schiff auf der Schelde betrofſen und weggenommen wurde. Kaiſer Joſeph erbli>te darin einen paſſenden Grund zum Kriege; Vergennes aber wollte die Holländer niht zum Opfer der Übermacht desſelben werden laſſen ‘), wenn auh der Mangel an Geld zur Vermittlung drängte ®). Deshalb bot ihnen Ludwig unter Betonung ſeiner Friedensliebe ſeine Vermittlung an ©). Joſeph verlangte nun Befriedigung ſeiner Anſprüche oder eine Geldentſchädigung ?). Um zum Ziele zu gelangen, hielt es Kauniß für notwendig, ſich Marie Antoinettes zu verſichern ®). Denn lange Zeit war ſie ganz in Unkenntnis über dieſe Dinge gelaſſen worden. Sie tat nun in dem Sinne ihr möglichſtes. Damals erſcheint auh Joſephs alter Tauſchplan wieder auf der Bildfläche, und die Königin iſt glü>lih genug, ihrem Bruder mitteilen zu fönnen, daß der Ländertauſch bei Frankreich auf keine Schwierigkeiten ſtoßen werde, nur das Reich und Preußen könnten Hinderniſſe in den Weg legen ®). Ludwig urteilt niht ſo günſtig. Anfang Dezember aber weiſt Ludwig ſelber ſeinen Schwager auf die ſhließlihe Unmög-

1) Ebenda S. 237.

2) Immic a. a. O. S. 429.

3) v. Ranke, Sämtliche Werke, Bd, LI, S. 399.

4) v. Ranke, Die deutſhen Mächte, Bd. I, S. 201.

5) A. a. O. S. 202. So ſehr war der Geldmangel einer großen Politik hinderlich.

6) Brief vom 26. Okt. 1784 bei Arneth S. 41 unten, Marie Antoinette weiſt au< auf die Friedensliebe ihres Gemahls hin (Brief vom 26. Nov. 1784).

7) Arneth S. 50.

8) v. Ranke, Deutſche Mächte, Bd. I, S. 204.

9) Brief vom 2. Dez. 1784 bei Arneth S. 52.