Die Französische Revolution

52 Zweites Kapitel.

Uneigennüßigkeit eine gute Meinung !) — denn es erwartete von ihm viel wegen ſeiner Reformpläne — auh der König brachte ihm große Hoffnungen entgegen ?), wohl weil jenem diktatoriſhe Abſichten in ihrer Ausführung nachgeſagt wurden. Jmmerhin ſo groß waren die Erwartungen, mit denen man ihn begrüßte, daß man eine Wiederfehr der Zeiten Fleurys erbli>en wollte.

Denn es hätte jeden Patrioten freudig ſtimmen müſſen, wenn er ſah, wie Frankreih damals zunächſt mit feſter Hand in die auswärtigen Angelegenheiten eingriff. Sogar Ranke *) kann niht umhin, Montmorins, des gegenwärtigen Leiters der auswärtigen Angelegenheiten, Entſchiedenheit anzuerkennen, die er in der wieder in Fluß gekommenen holländiſchen Frage zeigte. — Hier hatte ſih nämlich der König Friedrich Wilhelm II. von Preußen zugunſten des Statthalters, der ſein Schwager war und der von der demokratiſchen Partei bedrängt wurde, eingemiſcht. Daraufhin hatte Montmorin am 13. September ſeine Intervention angedroht, da ja Frankreich mit jener Partei in Beziehungen ſtand und ſich auch Hoffnungen auf niederländiſche Pläße machte *). Das hatte wieder zur Folge, daß William Pitt die Erklärung abgab, eine Ausdehnung des franzöſiſhen Einfluſſes über Holland nicht zuzulaſſen. Ja man erzählt auh, daß engliſche Emiſſäre nah Frankreich geſchi>t worden ſeien, um insgeheim gegen die Regierung aufzuwiegeln ©). Alsbald fonnten die Preußen ungehindert in die Niederlande einrücken. Darob große Empörung bei den Franzoſen! Aber Frankreich war zu ſ{hwah, um ſich in einen Krieg mit Preußen und England einzulaſſen. Damit noch niht genug, verlangte die Regierung dieſes Landes von Ludwig XVI. die Zuſage, ſih niht wieder in holländiſhe Angelegenheiten einzumiſchen, — und erhielt ſie im Herbſt 1787 ®). Wenn Napoleon II. 1870 unſerm König Wilhelm mit der ſchimpflichen Zumutung gekommen war, nie wieder die Kandidatur eines Prinzen aus dem Hauſe Hohen-

1) Salmour (10. Mai 1787).

2) Ex ſagt nämli< von ihm: „Tl a beaucoup d'esprit, de lumière et de probité; on peut avoir une entière confiance“. Politiſ<e Korreſpondenz Karl Friedri<hs von Baden unter dem 11. Juli 1787. Nach Salmour (3. Mai 1787) ſoll der König zuerſt gegen einen Prieſter in dieſer Stellung geweſen ſein. Das leßtere erwähnt au< Alvensleben in ſeinem Bericht.

3) Deutſhe Mächte Bd. I, S. 337—3838.

4) Span. Arch. 3992 — 30. Aug. 1789.

5) v. Ranke, Deutſche Mächte, Bd. I, S. 351—355. Erdmannsdörffer a. a. O. S. 34. Barante, Einl. S. 79—80.