Die Französische Revolution

Der Könige Kampf für Frankreichs Vorherrſchaft in Europa. 3

wenig galten "). Nehmen wir noch hinzu, daß die pragmatiſche Sanktion Ludwigs IX., eine kluge Fälſchung aus dem Kreiſe Karls VIL, für Klerus und Regierung das Palladium der Unabhängigkeit von Rom war — bis im 16. Jahrhundert der König mit dieſer geiſtigen Macht ein wenig günſtiges Konkordat ?) einging, und nicht mit Unrecht wird Ludwig XT. von Baco als ein Magier bezeichnet !

Fürwahr er war dadurch, daß er Frankreich an Kraft und Einheit innerlich erſtarken ließ, der Erzieher zur Weltmacht geworden D Erſt jezt läßt ſih die Aufgabe, Frankreich zur Weltmacht zu machen, energiſcher in Angriff nehmen, ſo wie es dann durch Karl VII. geſchehen iſt *).

Nicht als ob nicht noh die Regierung vor ſhwierigen Fragen in der inneren Politik geſtanden hätte: troß ſtehenden Heeres und ſtändiger Steuern war nah Machiavelli ®) nur die allgemeine Wehrpflicht imſtande, Frankreich dauernd jene Weltſtellung zu erringen; manches andere, was an den mittelalterlihen Staat erinnerte, mußte außerdem von Ludwigs Nachfolgern beſeitigt werden. Dieſes wurde in der Folgezeit durh den Umſtand erſchwert, daß demokratiſhe Tendenzen die Oberhand gewannen, daß der Urſprung des Königtums aus dem Willen des Volkes hergeleitet wird und dann daraus weitere Folgerungen gezogen wurden. Zwar traten dieſe Gedanken dann wieder auf mehrere Menſchenalter zurü>, aber von den Jeſuiten ®) wurde in der Zeit, wo Frankreichs Macht verblich, das Dogma der Volksſouveränität mit beſonderem Nachdru> gepredigt, von La Boëtie die natürliche Freiheit des Menſchen und der Haß gegen die Tyrannen unter Bezugnahme auf die alte Geſchichte gelehrt. Bodin ?) blieb darauf die Antwort nicht ſchuldig: indem er in der väterlichen Gewalt das Vorbild für die ſtaatliche des Landesherrn erblickte, verfiel durh ihn die Jdee des konſtitutionellen Staates völliger Vernichtung, wenigſtens auf mehr denn ein Jahrhundert, bis Montesquieu ihr neue Kräfte lieh.

1) Gierke, Deutſches Genoſſenſchaftsre<t (Berlin 1881), Bd. II, S. 627. Holßmann a. a. O. S. 136.

2) Haller in Sybels Hiſt. Zeitſhr., Bd. XCI, S. 213.

3) Baumgarten, Karl V. (Stuttgart 1885), Bd. I, S. 322,

4) Kampers a. a. O. S. 132. 133.

5) Principe, Abſchn. 4 und 183.

6) v. Ranke, Die römiſchen Päpſte (Leipzig 1878), S. 378—379. Birh-= Hirſ<hfeld a. a. O. S. 337.

7) Bir<=Hirſ<hfeld a. a. O. S. 338. Gierke, Althuſius, S. 151.

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