Die Schule und die Revolution bis zum Ende des Convents
10 Die Schule und die Revolution
erzog uns“, ſchreibt Camille Desmoulins, „in den Schulen von Rom und Athen und in republikaniſchem Selbſtbewußtſeyn, und dann ſollten wir unter einer verworfenen Monarhie leben und unter der Negierung eines Claudius und Vitellius. Eine unſinnige Regierung, die glaubte, wir könnten uns für die Väter des Vaterlandes, für das Kapitol begeiſtern, ohne daß wir einen Abſcheu gegen die Menſchenfreſſer in Verſailles bekämen, und wix könnten die Vergangenheit bewundern, ohne über die Gegenwart das Verdammungs=aurtheil auszuſprechen“, ) Wahrlich, dieſe Worte Camilles wiegen eine große Abhandlung über die Urſachen der NevoTution auf.
Zu dieſem verderblichen Geiſte der höheren Schulen kam infolge des allgemeinen Bildungsfiebers eine andere ſ{limme Erſcheinung, nämlich ein zu großer Andrang zu dieſen Schulen und darum trat, wie man das gegenwärtig nicht ſehr zartſinnig auszudrücken beliebt, „eine Ueberproduktion an Gebildeten“ ein, Durch ſolche Ueberproduktion bekommt die Staatsgeſellſchaft ſehr gefährliche Elemente der Unzufriedenheit und des Umſturzes, Die Maſſe verſorgungsbedürftiger Streber und Stellenjäger kann unmöglich befriedigt werden. Jn Wort und Schrift verbreiten dann dieſe unbefriedigten Exiſtenzen ihren eigenen Mißmuth unter die ungebildeten Stände und werden die thätigſten Vorarbeiter des Umſturzes, um ihren Ehrgeiz, ihre Leidenſchaften, ihre Geldgierde zu befriedigen. Ju dieſem Zuſtande fand das Jahr 1789 die Schule Fraukreihs., Der Aufwand für das geſammte Schulweſen, der meiſtens aus Stiftungen, aus den Leiſtungen der Gemeinden, dem Zehnten der Klöſter und kirchlichen Stellen beſtritten wurde, betrug nicht weniger als 20 Millionen, wie der bittere Kirchenfeind Condorcet ſpäter im Convent zugeſtehen mußte. ?) Es gab, wie man annehmen darf, 40- bis
1) Hist. des Brissotins in hist, parlem. XXYI, 271. 2) Duruy, loe. cit. S. 12.