Die Schule und die Revolution bis zum Ende des Convents

14 Die Schule und die Revolution

ganze Unterrichtsweſen , die ‘ganze Cultur ihres Vaterlande& vernichten und es in Verwilderung zurü>werfen würden, wollte Burke ſi<h ſelbſt niht geſtehen, doh ahnte er es.. „Dieſe Enthuſiaſten machen ſi< kein Gewiſſen daraus, zu behaupten, daß ein Staat ohne Religion weit beſſer beſtehe, als ein Staat mit Religion, und daß ſie alles Gute, wasin der Religion ſte>en möchte, dur< ein Projekt von ihrer Erfindung zu erſeßen im Stande ſeien. Dieſes Projekt iſt

eine gewiſſe von ihnen erſonnene Erziehung, die von einer

genauen Erkenntniß der phyſiſchen Bedürfniſſe des Menſchen

ausgehen, von da zur Bildung einer aufgeklärten Selbſtliebe:

fortſchreiten und endlich dieſe wohlverſtandene Selbſtliebe, wie ſie uns verſichern, mit der Neigung zum allgemeinen Beſten zuſammenſchmelzen ſoll. Der Plan an ſi<h war längſt bekannt. Seit einiger Zeit aber nennen ſie das Kunſtſtück eine Bürgererziehung.“ ")

Jedoch „es gibt in der jeßigen Verfaſſung der Welt nur cine einzige Art von öffentlicher Erziehung, welche alle Stände

umſ{lingt und alle Verhältniſſe der Menſchen umfaßt. Dieß

iſt die Religion. Weil ſie an keine beſtimmte Periode des Lebens gebunden iſ, weil ſie den Lauf der bürgerlichen Geſchäfte niht merklich unterbricht, weil ſie mehr das Herz als den Kopf regieren und bilden foll und daher von ihren Zöglingen keine Art von künſtlicher Vorbereitung fordert , ſo findet ihre Wirkſamkeit nirgends Schranken. Sie iſt recht eigentlich die Erziehung der niedern Volksklaſſen, die ſie durch

Mäßigung der Leidenſchaften und dur< die Diſciplin der

Begierden oftmals die Dürftigkeit vermeiden und immer ſie

ertragen lehrt. Da ſie das Bewußtſeyn einer innern und

höhern Exiſtenz, das keine Feſſel erreichen und keine Unterdrücéung bändigen kann, we>t und unterhält, ſo iſt ſie die trefflichſte Bildnerin der wahren Freiheit, wie ſie auh das Gefühl der einzigen Gleichheit, die allen bürgerlihen Ver-

1) Burke, Betracht. ü. die franz. Rev. überſeßt von Gen, I, 251,