Die Schule und die Revolution bis zum Ende des Convents

26 Die Schule und die Revolution

dorcet, den ſeine Zeitgenoſſen einen vom Schnee bede>ten Vulkan nannten , war der Vater dieſes weitläufigen Schulplanes), der übrigens in der zweiten Nationalverſammlung gar niht zur Diskuſſion kam.

Condorcet , einer der giftigſten Feinde jeder poſitiven Religion, {loß in ſeinem Machwerk die Geiſtlichen gänzlich vom Unterricht aus, Die Kinder aller Confeſſionen ſollen gemeinſam unterrichtet, und dasjenige, was das Dogma betrifft, ſoll nicht in der Schule, ſondern in der Kirche gelehrt werden. Der Philoſoph verlangt nicht nur gänzliche Trennung von Schule und Kirche, ſondern eigentlich auh Tren=nung von Schule und Staat, denn ſeiner Anſicht nah foll das ganze Schulweſen eine gelehrte, von der Staatsgewalt unabhängige Republik ſeyn , die ſih ſelbſt regiert und ihre Vorſtände alljährlich ſelbſt wählt. ?)

Die Schulen ſollen in vier Abſtufungen zerfallen: Primärſchulen auf jedes Dorf mit 400 Einwohnern eine; Secondärſchulen auf jeden Diſtrikt eine; 110 Gymnaſien (collèges); 9 Univerſitäten. Ueber allen Schulen ſteht das nationale Juſtitut der Künſte und Wiſſenſchaften zu Paris, aber nicht unterrichtend , ſondern das ganze Schulweſen verwaltend, für das der Staat die Koſten aufbringt, ohne etwas hineinreden zu dürfen,

Der Unterricht iſt unentgeltlich, niht aber obligatoriſch, und es ſoll Unterrichtsfreiheit herrſchen. Die Lehrer werden durch das Volk gewählt und haben wöchentlich einen wiſſenſchaftlichen Vortrag für Erwachſene zu halten. Für Nationalfeſte der Kinderwelt, z., B. Feſt des Patriotismus, des Bürgereides, wie Mirabeau und Talleyrand ſie verlangt hatten, konnte Condorcet ſich niht erwärmen, der höchſtens die Feier großer geſchichtlicher Gedenktage für die Schule zugab.

Sein Plan war hinſichtlich der Abſtufung des Untex1) Hist. parlem. XXII, 190—246,

2) Despois, loc. cit, Seite 8.