Die Schule und die Revolution bis zum Ende des Convents
in Frankreich. 5
Jahrzehnten war das franzöſiſche Volk von einem wahren Bildungsfieber beherrſht; es wünſchte, daß die Kinder die Schule beſuchten und ſi< Kenntniſſe aneigneten, und wer es nur halbwegs machen konnte, übergab ſeine Söhne einer höheren Bildungsanſtalt. Es wurden darüber ſonderbare Klagen laut zum Theil aus dem Munde vou Philoſophen ſelbſt, So ſchrieb ein anonymer Autor: „Man hat die Manie, keinen Dienſtboten mehr anzunehmen, der nicht leſen , ſhreiben und rechnen kann ;“ ein anderer klagte über die Vermehrung der öffentlichen und unentgeltlichen Schulen; hiedur< würden Bauernſöhne häufig zum Studieren angeregt und in der Folge Mönche und Prieſter; ſo werde das Land entvölkert; oder auch die Zahl der Stellenjäger vermehre ſi, von denen Frankreich ohnehin wimmle. Ja Chalotais, jener Generalprokurator, der ſi<h dur< den Entwurf eines Schulplanes einen großen Namen machte und zu den Philoſophen hielt, entblödete ſih niht, zu ſchreiben: „Gibt es nicht zu viele Schriftſteller, zu viele Akademiker, zu viele Collegien ? Niemals hat es ſo viele Studenten gegeben; das Volk ſelbſt will ſtudieren; Taglöhner, Handwerker ſchi>en ihre Söhne in die Colleges kleiner Städte, wo ſie ſich billig dur<ſ<lagen. Und nun ſind die Jgnorantenbrüder no< dazu gekommen, um alles zu verderben; ſie lehren ſolche Kinder leſen und ſchreiben, die nichts hätten lernen dürfen, als zeichnen und Hobel und Feile handhaben, denn das Wohl der Geſellſchaft verlangt, daß die Kenntniſſe des Volkes ſi< nicht weiter _ ausdehnen, als ſeine Beſchäftigungen,“ Und dieſem Chalotais ſchreibt der Patriarch von Ferney: „Jh danke Jhnen , daß Sie das Studium unter der arbeitenden Klaſſe verwerfen. Jh, der ih ein Landgut bewirthſchafte, brauche Taglöhner, nicht aber tonſurirte Schreiber. Schicken Sie mir lieber Jgnovrantenbrüder, um meine Karren zu führen und anzuſpannen !“
1) Brunetière loc. cit, 944.