Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

Giiten werden, wenn sie nicht planwirtschaftlich genutzt und dem unverantwortlichem Unternehmertum entzogen sind. Muß ich nach den Erfahrungen des Weltkrieges noch sagen, daß das die ganze Erde überspannende Netz von meinung- und gesinnung-pilanzenden Zeitungen und Zeitschriften zum Krankheits- und Irrsinnsheerde der Völker geworden ist? Es ist kaum zu begreifen (und um so weniger zu begreifen, als doch eine große Anzahl europäischer und amerikanischer Staatengebilde sich als soziale Republiken maskiert haben), daß man nicht _ längst zu einer ehernen Sozialisierung alles öffentlichen Nachrichten- und Anzeigewesens vorgeschritten ist, dank welcher echten Bildungstat die Wurzeln abgeschnitten wären einer parasitisch wuchernden Erwerbs- und Berufsschriftstellerei, da doch Werke des Geistes der Öffentlichkeit nur darbieten dürfte, wer stündlich bereit und willens ist, mit Leib und Leben persönlich einzustehen für Das, was aus übervollem Herzen aussprechen zu müssen, sein Dämon ihn antreibt.

Man kann nun freilich billig den Einwand erheben, daß die Mechanisirung und Sozialisirung des äußeren Lebens nur die Vorschrift befolge den Teufel auszutreiben mit Hülfe von Beelzebub, der Teufel oberstem. Aber so ist es! Wir befreien uns niemals von der Mechanerie, wenn wir darauf aus- gehen, sie zuzerstören! Wir können das Werktum nicht zerschlagen. Aber wir können die Aufgabe angreifen, es dienstbar zu machen für unser persönliches Leben. —

Betrachten wir die überlieferten Formen der Einfamilienwirtschaft. Was sehen wir? Millionen, Abermillionen mechanisch zu einander gesellter in Wirklichkeit atomistischer Kleinbetriebe! Ungezählte, Unzählbare, Männer wie Frauen, verbringen das Leben im Dienste gefühlvoller Privathöllen, welche sie ihre bürgerlichen Ehen nennen. Nebeneinander liegen: sinnvolle Zucht und sinnlose Unzucht; Dirnen- und Madonnentum; Botmäßigkeit und Verschleuderung des nachwachsenden Geschlechts!' Und warum dasalles? Weil die Gemeinschaftsformen, die wir vorfinden, zwar, entstanden und emporgeblüht sind auf grund sinnvoller Arbeitsnotwendigkeiten, inzwischen aber diese früheren Notwendigkeiten ganz anderen gewichen sind, ohne daß die äußere Lebensform sich den neuen Bedingungen mit anpaßte. Fortschritt! dampfen die Schlote, Fortschritt! rasseln die Maschinen, Man bejubelt jede praktisch technische Erfindung. Dennoch hält alle Welt zähe fest an Lebensformen, deren Unvereinbarkeit mit der aufblühenden Zu-