Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

a8 en ur nur ein tätiges, staatsmännisches, ‚verantwortliches Wirken, schülerbildend und sichtbar in weitester Öffentlichkeit, seinen großen Wesenszügen Atemluft und Wurzelerde gegeben hätte. Aber diese Quelle aus steiler starrer Alpenflue wollte keiner kosten. Diesen Mann drückte das Leben mit harter Folgerichtigkeit in den ärmsten Schmollwinkel. Die Universität stieß den Unbequemen aus und vergaß den Tobenden. Die . Staatskunst hatte keine Verwendung für die rasend gewordene Rechtschaffenheit seines alles benagenden Nörglertums. Mit dreißig erblindet, mit vierzig entamtet, mit fünfzig auf den Misthaufen der Geschichte geworfen, übergangen und dem kleinmachenden, Seelen abbauendem Kampf wider die Fliegen und Mücken der Tagessorge überlassen, so hat der unweiseste aller Philosophen ein halbes Jahrhundert in seiner dunklen Höhle gehaust und jedes Wort, das er in die Öffentlichkeit sandte, in die Galle seines verbitterten Geltungswillens getaucht. Aus der Unbedingtheit seiner anarchischen Philosophie stöhnt ein furchtbar gehässiges, der Liebe entwöhntes Herz, in der hililosen Ohnmacht erschöpiter Verzweiflung vergletschert hinterm starren Panzer tief verwundeten, leicht. verwundbaren Stolzes. Wenn sein Hochmutskrampf fünfzig Jahre lang in einer von ihm allein geschriebenen, allein gelesenen Zeitschrift allmonatlich der Welt die Mitteilung machte, daß er sie unendlich verachte, so litt dabei schließlich nur er selbst. Es gibt im ganzen Bereich menschlicher Bildung gewiß keine zehn geistig Schaffende, die er gelten ließ. Die ganze Welt erschien inm wie eine Räuberhöhle, und dennoch kannte und anerkannte er keine Freude, als „die Freude, so lange das Leben währt“ und wähnte mit dem Senkblei nüchternen Wirklichkeitsverstandes alle Geheimnisse des Unfaßlich-Wandellosen. erloten zu Können.

So wurde Deutschlands Buddha uns das Vorbild genießender Lebenskunst; Deutschlands Epikur das Warnbild aller verkleinernder Lebensmäkelei. Das selbstgenugsame Weltkind verkündete das allumfassende, sich selbst dahinschenkende Mitleid und schrieb iriedvoll beglückt die schönsten aller Denksprüche über das Leiden am Leben und die Schmerzen der Welt. Der verärgerte und verbitterte Weltreformer, wie ein angeschossener und geblendeter Raubvogel im Käfige hockend, belferte die Moral der Freude und forderte eine große Weltbereinigung und Menschheitsneugeburt, gepeitscht von tobsüchtiger Vergeltung maßloser Begier.