Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit
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tatiroher Urteilskraft. Daher ist der Krieg gegen ‚Intellektualismus‘ und ‚Rationalismus‘ ein Krieg gegen Windmühlen. Es ist genau so, wie wenn diejenigen vom Aufgeben ihres Geistes und Opier ihres Intellektes reden, die weder Geist aufzugeben noch Intellekt zu opfern haben.
Alle Vernunft und Gesittung des Lebens beginnt und endet bei den einfachen Tagtäglichkeiten; bei Essen, Trinken, Schlafen, Verdauen, Atmen, Schreiten, Sichkleiden, Sichwaschen, Wohnen, Heitzen, Körperpilege, Arbeiten, Sicherholen. Diese Tatgebiete sind wichtiger als alle Religion und Philosophie; oder richtiger gesagt: sie sind das Betätigungsield der Religion und Philosophie selber.
Man zeige mir ein einziges der im Abendland als ‚bloß äußerlich‘, ‚unheilig‘, ‚profan‘, ‚peripherisch‘, ‚nur formal‘, ‚materiell' abgetanen und oit verächtlich gemachten Gebiete der Lebens- und Wesens-gestaltung, auf welchem Vernunfterkenntnis und Sittlichkeitsbewußtsein schon herrschend wären.
Es ist gewiß, daß wenn Vernuniterkenntnis und Sittlichkeitsbewußtsein das alltägliche Leben zu gestalten vermöchten, sogar die am tieisten darniederliegenden Länder Europas: Rußland, Polen, Oesterreich, das Deutsche Reich sowohl ihre, das Brot vorbelasteter Enkelgeschlechter vorwegessende ungeheure Staatsschuldenlast bezahlen, als auch ihre Menschenmassen veriüngen könnten; vorausgesetzt, daß man Bevölkerungen zu vernunitgemäß klar geordneter Lebensführung zu zwingen vermag.
Das deutsche Reich, in dessen Großstädten gegenwärtig (1922) zahllose Kinder an Unterernährung zugrunde gehn, ernährt doch gleichzeitig ausreichend: 17 Millionen Stück Rindvieh, 16 Millionen Schweine (gegen 24 Millionen der Vorkriegszeit), 68 Millionen Geflügel, 5 Millionen Ziegen usw. — obwohl die Landwirtschaft weiß, daß die Nützung und Ausnützung der Nahrungsmöglichkeiten eines zum Glück noch vorwiegend Getreide- und Gemüse-bauenden Agrarlandes durch die Nutzund Schlachtviehhaltung erheblich geringer und die Gefahr des Nahrungsmangels dank der Tierhaltung größer wird. Es ist iestgestellt, daß auf dem Wege der Verhäuslichung der Tiere verloren geht ungefähr °, der Nutzwerte des Bodens. Das besagt: der Nutzen, den die tierischen Erzeugnisse, wie Butter, Milch, Eier, Fieisch usw. rein nach Kalorieen Nährwert uns bringen, beträgt doch nur "; des Nutzens, den wir bei vieh-