Geschichte der französischen Revolution

Die öffentlihe Meinung; der 1. Koalitionsfrieg. 93

ten, die ſih am Rhein und in den bena<barten deutſchen Gebieten niederließen, um hier den Kreuzzug gegen die Revolution zu predigen, konnten eine kriegeriſche Verwi>lung herbeiführen, wenn niht die Surü>haltung Leopolds II., aus der er au ſeiner Shweſter gegenüber niemals herausgetreten iſt, jeden ernſten Konflift ausgeſ<loſſen hätte. Dann aber waren durch die Beſchlüſſe vom 4. Auguſt 1789, eine Reihe von im Elſaß begüterten Reichsſtänden ihres Eigêntums für verluſtig erklärt worden und konnten dafür billige Entſhädigungen von dem franzöſiſhen Volk beanſpruchen. Aber niht dieſe Momente ſind es, die zum Bruche geführt haben. Preußen wünſ<te den Krieg herbei, um reelle Vorteile zu erlangen, und Öſterreih waren ähnlihe Wünſche niht fremd; dem Konzert der deutſhen Großmächte, die ſi ſeit 1790 wieder zu jenem ungleichen Bündnis zuſammengefunden hatten, das die Welt in den Tagen Friedri< Wilhelms I. zulegt geſehen hatte, iſt die franzöſiſhe Kriegserklärung nur zuvorgetommen, und erſt nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. trat an die Stelle deutſcher Beutegier in der erſten Koalition die Rachſucht der Mächte. Aber die Einigkeit der deutſchen Rivalen hielt nit ſtand, und ohne Preußen hatte Öſterreich außer den eigenen Streitfräften nur die Kontingente der deutſhen Fürſten zur Verfügung, die in keiner Beziehung den revolutionären Volfsheeren gewa<ſen waren. Mit den gewöhnlichen verfaſſungsmäßigen Mitteln des Deutſchen Reiches ließ ſih der außergewöhnliche Enthuſiasmus der Franzoſen nicht abtun, der freili< von den damaligen Politikern niht vorausgeſehen werden konnte. „Eine Armee, die aus Vernunft gehor<t“, ſagt der Schöpfer der levée en masse, Lazare Carnot, „wird immer eine Armee beſiegen, die mechaniſch handelt, weil der freie Soldat beſſer iſt als der Sklave“, und die Strategie der Feldherren wurde von Anfang an auf deutſcher Seite dur die Politiker im Feldlager geſtört. Preußen iſt es auh geweſen, das, ſeit der zweiten polniſchen Teilung unglei< ſtärker im Oſten als im Weſten intereſſiert, zuerſt aus dem ihm läſtig gewordenen Kampfe mit Frankrei< ausgeſchieden iſt, und damit das Deutſche Reich ſich ſelbſt überließ. Es war das eigene Intereſſe des Staates, das dieſe Handlungsweiſe gebot; um im Oſten die ſichere Beute niht Öſterrei und Rußland allein zu überlaſſen, mußte es unter Preis-