Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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no< Koſten um mich in den Wiſſenſchaften wie in den Künſten ſo gut als möglich unterrichten zu laſſen. Jh hatte nux einen einzigen Bruder, dex zehn Jahre älter war als ih und ſehr jung ſchon in die Armee trat. Meine Eltern lebten den Wintex in Berlin und den Sommex in Schönfließ, das nux eine Stunde von der Stadt entfernt lag. Jm Jahre 1741 begann der Krieg gegen Oeſterreich; mein Vater und mein Brüder, wel<h leßterexr bei den Gardes du Corps ſtand, mußten ausrü>en. Das war ein ſehr trauriger Tag für uns Alle. Meine Mutter blieb in Bexlin, die KöniginMutter hatte eine große Freundſchaft für ſie und konnte ſie eigentli<h gax niht entbehren, ſo daß jene täglih zu ihr fommen und zuweilen den ganzen Tag bei ihx bleiben mußte.

„Als mein Vater jedo< im Herbſt 1741 Winterquartiere in Obexſchleſien bezog, verlangte er, daß meine Mutter zu ihm fommen folle und ſo mußte die Königin ſih do<h von ihr trennen. Wix reiſten im Monat October von Berlin ab und nahmen faſt den ganzen Hausſtand mit. Zuerſt blieben wir mit meinem Vatex in einem Ort, Namens Toſt, der einem Grafen Pottulinsky gehörte. Das Schloß war ſchön und hatte eine ſchöne Lage, aber na< einigen Monaten mußten wir weiter. Mein Vater erhielt Marſch - Befehl und mußte gegen den Feind vorrü>en, und nun ging meine Mutter mit mix nah Olmüy in Mähren, wo der Gouver= neux der Stadt, der Feldmarſchall Schwerin und dex dortige Biſchof Fürſt Liechtenſtein uns mit Güte überhäuften. Als mein Vater wieder für längere Zeit in's Quartier nach einem Ort Namens Sternberg kam, folgten wir ihm dahin und blieben ſehs Wochen bei ihm, bis ex wieder in's Feld rücken