Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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ſpäter um ihm näher zu ſein nah Neiße und endli<h zum Sommer wieder ‘nah Berlin.

„Wie freuten wir uns als endlich der Frieden geſchloſſen wurde und wir das Glück hatten meinen Vater und meinen Bruder wieder zu umarmen; auh kam der leßtexe nun nah Charlottenburg in Garniſon, von two aus er uns öfter beſuchen konnte. D

„Fm Jahre 1744 verlangte mein Vater ſeinen Abſchied; er war bereits vorgerü>t in Jahren und litt ſo ſehx an der Gicht, daß ex in der That nicht mehr dienen konnte. Dex König gab ihm 3000 Thlr. Penſion und der Graf Golh bekam ſein Regiment. Dieſer Wechſel änderte jedoh nichts an der Lebensweiſe meiner Eltern, wix blieben fortan ebenſo wie bisher aht Monate des Jahres in Berlin und die übrige Zeit in Schönfließ. Jm Jahre 1743 bekam i< die Pocken, ih war ſehr krank, abex die Sorgfalt meiner Mutter rettete mix zu ihrer Freude nicht allein das Leben, ſondern auch die Schönheit, da es der Vorſehung gefallen hatte meine Züge mehr hübſch als häßlih zu bilden. Dies ſcheint ein Vorzug zu ſein, aber ih habe es re<t empfunden, daß es nicht die Schönheit iſt, die man haben muß um glülih zu ſein. Schon ſeit einigen Jahren hatte die hochſelige Königin wieder= holt meine Eltern gebeten mih ganz an ihren Hof zu geben und dieſe hatten endlih auh darein gewilligt. Jm Jahre 1743, als ih mein vierzehntes Jahr erreicht hatte, ward ich zur Hof- und Staats = Dame bei der Königin ernannt, wohnte jedo<h noh eine Zeit lang bei meinen Eltern und kam exſt ganz an Hof zur wirklichen Dienſt = Leiſtung im Jahre 1744, nah der Vermählung der Hofdame Fräulein von Borke mit Herrn von Maupertuis, deren Stelle i< nunmehr einnahm.