Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

E OIE

„Zu Anfang des Jahres 1743 ward ih zur heiligen Communion aufgenommen dur den Paſtor Köppe in Berlin, und von dieſer Zeit an öfter als bisher zu Redouten, Geſellſchaften und Opern mitgenommen. Dex König hatte mi ſogar im Januar 1743 einmal zu einer Redoute ganz beſonders befehlen laſſen und mix die Chre erwieſen, mich anzu=reden. Ex frug mih unter Anderem nah der Geſundheit meines Vaters, der leidend war, und ih antwortete:

„Es geht ihm beſſer durch Gottes Gnade.“

Dex König wandte ſi< um und ſagte:

„Sie iſt no< re<t unſchuldig, daß ſie dabei auch vom lieben Gott ſpricht.“

„Auch als im Jahre 1744 die Vermählung der Prinzeſſin Ulrike, der Schweſter des Königs mit dem Prinzen=Thronfolger von Schweden ſtattfand, bei dex ih, der Hofordnung nach; eigentlich noh nicht zu erſcheinen hatte, \hi>te der König am Vorabend derſelben den Grafen Gotterx zu meiner Muttex um ihr zu ſagen, ſie möchte mich den folgenden Tag jedenfalls mit an Hof bringen. Jhr wax das gar nicht xeht, weil ih einen reihen Anzug ‘dazu haben mußte und es ihr doppelte Ausgaben verurſachte mix fo raſh noh ein Hof - Kleid mathen zu laſſen, auh ſie jedenfalls genöthigt war ein wachſames Auge auf mih zu haben, da ih no< ſo jung war und ſo wenig die Gewohnheit der großen Welt hatte, daß ih leiht in irgend etwas fehlen konnte. Doch nahm fie mich denno<h mit an Hof, was mix die größte Freude machte, wie es wohl natürlich war in meinem Alter.

„Bald darauf kam ih jedoch, wie ſchon geſagt, ganz an den Hof. Es koſtete mix einige Thränen, meine Eltern zu verlaſſen, aber in der That, ſie ſloſſen nux einen Augen=-