Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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Als am 5. Januar 1807 der König und die noh ſchwer franke Königin von Königsberg nah Memel flüchten mußten, folgte ihnen die Oberhofmeiſterin, konnte jedoch wegen des Untivetters an dieſem Tage nur bis zur erſten Station hinter Königsberg gelangen. Das Schneegeſtöbex und der Sturm erſchwerten die Fahrt; da man die Königlichen Kinder und das Gefolge am Abend zuvor vorausgeſchi>t hatte, waren in den Poſthaltereien alle Ställe leer; die Pferde der Oberhofmeiſterin konnten niht weitex und friſche waren nicht zu haben. Sie ſtieg in einer Dorfſchenke ab, um ſi< zu exwärmen. Der Adjutant des Königs, General von Köckriß, ivar mit ihr gefahren und Beide waren die Leßten des Kö-= niglihen Gefolges. Es hieß, die Franzoſen ſeien im Anmarſch begriffen und könnten jeden Augenbli> in Königsberg eintreffen, und dieſe Nachricht allein hatte den König ver= mocht, troß des wilden Wetters für die noh {wer gefähr= dete Königin die Reiſe zu wagen. Jeht ſchienen Alle vor dem nahenden Feind gerettet, außer den Zweien in dex Dorſfſchenke. General von Köckriß verlox den Muth. Ex begann zu jammern, die Franzoſen würden ſ{<hwerli< in Königsberg Halt mahen; ſie hätten den König abſchneiden wollen, nun ex fort ſei, würden ſie ihm nacheilen, würden ſie Beide finden, ſie maſſakriren, oder im beſten Fall ſie gefangen nehmen. „Dann haben ſie zwei alte Weiber ge= fangen!“ ſagte die Oberhofmeiſterin ruhig, und damit hatte das Jammern ein Ende.
Im Jahre 1799 begleitete Gräfin Vos die Königin auf einer Reiſe nah Hildburghauſen. Man beſuchte zuerſt den König in Magdeburg, wo Manöver ſtattfanden, ging
dann nah Caſſel und am 3. Juni von Caſſel na< Weimar. 28“