Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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in ihren Aufzeichnungen: „Jhre Majeſtät hatte eine ſo große Zuneigung für meine Mutter, daß ſie dieſelbe immer um ſich haben wollte und ſich gar niht ohne ſie behelfen konnte, ſo daß zeitenweiſe meine Mutter faſt den ganzen Tag am Hof war.“ Frau von Pannewiß aber wollte ſi<h niht von ihrer fleinen Tochter trennen und nahm dieſelbe mit zur Königin, welche bald ihre Zärtlichkeit für die Mutter auh auf das Kind übertrug, deſſen merlwürdig frühe Entwickelung es allein exflären kann, daß bei einer ſo zerſtreuenden Lebensweiſe ſeine geiſtige Ausbildung niht ernſtlichen Schaden litt. Körperlich wenigſtens muß das junge Mädchen mit elf Jahren beinahe erwachſen oder doch ſo hübſ<h geweſen ſein, daß ſie das ganz beſondere Wohlgefallen des Königs erregte. Die Markgräfin von Baireuth exwähnt in ihren Memoiren die unverholene Bewunderung des ſonſt wenig galanten alten Herrn für die kleine Schönheit, der dieſe ſi dringend bemühte zu entfliehen, und die ſ<hließli< mit einem Vorfall endete, den die Markgräfin nicht ohne Schadenfreude erzählt. Sie ſagt bei. dieſer Gelegenheit : „Die junge Pannewiß war \{<ön wie ein Engel aber ebenſo entſchloſſen als reizend, und als ihr der König einſtmals auf einer Wendeltreppe begegnete, die zu den Zimmern der Königin führt, auf der ſie ihm nicht ausweichen konnte, und den Verſuch wagte ſie zu küfſen, exwehxte ſie ſich ſeiner mit einer ſo herzhaften Ohrfeige, daß die am Fuß der Treppe Stehenden über deren guten Erfolg niht in Zweifel bleiben konnten. Dex König nahm ihx dieſe entſchloſſene Selbſtvertheidigung nicht übel und blieb ihr nah wie vor ſehr gewogen.“ Die nachmalige Gräfin Vosſ ſagt in ihren Aufzeihnungen nur: ſie habe Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1740, als ſie im zwölſten Jahre geſtauden , zum