Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

70 III. Grundvorstellungen des Poimandres.

Entstanden aus der Sternenverehrung, aus einer Religion, hat dies eigentümliche fatalistische System sich immer wieder in Religion umzusetzen versucht. Mancherlei Zugeständnisse mußte es an vorhandene Vorstellungen machen‘), um einerseits den Widerspruch, daß der strenge Fatalismus jeden Versuch des Menschen, das Geschick zu beeinflussen, und damit Religion und Kult aufhebt, zu verdecken, andrerseits den Anschluß an eine Art natürlicher Religion zu gewinnen, die sich in verschiedenen Gegenden und Lebenskreisen in verschiedener Weise auszubilden begonnen hatte. Das gelang vollständig; die Astrologie ward binnen kurzem der Hauptteil der gucıoAoyia oder naturalis theologia, ja sie umfaßte sie in einzelnen Systemen ganz. Die Frage, ob die Ägypter alles als „physisch“ erklären, bedeutete, ob sie neben den Planeten, den Zeichen des Tierkreises, den Dekanen u. s. w. noch andere Götter begrifflicher Art, wie Noöc, Aöyoc und ähnliche, gehabt haben.*)

Verschiedene Systeme bildeten sich, je nachdem man den größeren Einfluß den sieben Planeten oder den zwölf Zeichen des Tier-

1) Ich rechne hierzu vor allem die Verbindung mit der Dämonologie, die sich in Babylonien vielleicht sehr früh, in den anderen Ländern keinesfalls spät vollzog. Für Ägypten darf ich auf Nechepso, den Begründer der neuen Astrologie verweisen, von dem Proklos sagt: dvip mavtoiaıc rüzecı deWv TE Kai ayyeAwv cuvalıcdeic (vgl. oben S. 6), für Griechenland auf Poseidonios, der wohl sicher den sublunaren Luftkreis mit Dämonen erfüllt sein ließ. Für die Ausbildung des Systems geben die “Opoır ’AckAnmoü ein hübsches Beispiel. Daß schon der altägyptische Glaube Dämonen kannte, ist wohl bekannt, weniger bekannt ihre allmähliche Umgestaltung zu persönlich gedachten „Kräften‘ (vgl. Griffith Stories of the High Priests of Memphis p. 26: There was sent down a Power of God from heaven). Der Prophet oder Magier hat bald einen daiuwv in sich, bald eine duvauıc, beides ist identisch.

2) Vel. Tamblich De myst. VIII 4 und öfters. Es ist charakteristisch, daß der ägyptische Priester und Stoiker Chairemon, der Lehrer Neros, wiewohl er diese Frage schroff verneint (vgl. Porphyrios bei Eusebios Praep. ev. III 4, 1-2), doch den Kult, der ihm ein Versuch die eiuapuevn „aufzulösen“ ist, wie es scheint, beibehalten will, was ja auch schon Nechepso getan hatte. Wie stark die Astrologie wirklich in den Glauben der Priester eindrang, zeigt noch unser Corpus. Die Oeoi sind in einer Reihe von Schriften die Sterne, so in den "Opor ”AckAnmoü, ferner der KAeic, vgl. X (XI) 7: die Seelen der Menschen werden zunächst daluovec, Eid’ oUtTwc eic TÖv TWv deWv xopov Xopevoucı’ Xopol dE do HeWv, 6 uev rWv mAavwuevwv 6 de TWv dmavwv (vgl. auch V bezw. VI 3: 6 NAtoc Beöc ueyictoc TWy Kart obpavov HeWv KTA.).

ee

En eur