Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

722 III. Grundvorstellungen des Poimandres.

Ich darf dies erweiterte System vielleicht zunächst in einer Jungen orientalischen Form dem Leser vorführen, von der ich erst später nachweisen kann, daß sie auf Hermetische. Lehren zurückgeht. Der arabische Gelehrte Schahristäni berichtet. über die Sekte der Rü’hänijät (der Anhänger der geistigen Wesen)‘): „Was die Tat betrifft, so behaupten sie: die geistigen Wesen (Planetengeister) sind die vermittelnden Ursachen beim Hervorbringen und Schaffen, bei der Verwandlung der Dinge aus einem Zustande in den andern und der Weiterführung der geschaffenen Dinge vom Anfang zur Vollendung; sie rufen die Kraft von der göttlichen, heiligen Majestät zu Hilfe und lassen die göttliche Gabe auf die niederen Existenzen herabströmen. Zu ihnen gehören die Leiter der sieben Wandelsterne in ihren Himmelskreisen, und diese (Sterne) sind die Behausungen jener. Jedes geistige Wesen hat eine Behausung, und jede Behausung einen Himmelskreis, und die Beziehung des geistigen Wesens zu dieser ihm eigentümlichen Behausung ist die Beziehung des Geistes zu dem Körper: er ist ihr Herr und Leiter und Herumführer.°) Sie nannten die Behausungen Herren (&pxovrec) und zuweilen Väter, die Elemente aber Mütter. Die Tätigkeit der geistigen Wesen besteht nun in der Bewegung derselben (Sterne) nach einer eigentümlichen Bestimmung, damit aus ihren Bewegungen Wirkungen in den Natursubstanzen und Elementen geschehen, woraus Zusammensetzungen und Mischungen unter den zusammengesetzten Dingen entstehen und ihnen körperliche Kräfte folgen und darnach geistige Seelen zusammengesetzt werden, gleich den Arten der Pflanzen und Tiere. Dann aber fänden Einwirkungen statt, bald universell, indem sie von einem

eine Rechtfertigung zu suchen; auch für ihn wird, wie für Poseidonios, der unterste Luftraum der Ort nicht nur für die Seelen, sondern auch für die Dämonen gewesen sein (vgl. zu der Vorstellung Everling S. 107). Bei natos braucht man durchaus nicht bloß an geschlechtliche Zeugung zu denken.

1) D. Chwolsohn, Die Ssabier und der Ssabismus II 422.

2) Vgl. die Straßburger Kosmogonie Pap. 481" 28: &mtä de uv (TöV oüpavöv) Zuvaıc dieköclueev Emta d’ Enmicav] äctpwv Nyeuovnec, äAn Üv [reipea diveil. Nicht gesagt ist damit natürlich, daß schon ägyptischer Glaube hiermit dieselbe Auffassung verband, die wir in der Ausgestaltung des fatalistischen Systems finden werden. Die Isis-Lehre hat uns Hippolyt in der Schilderung der Naassener erhalten; die sieben Gewänder der Göttin sind die sieben Himmelsphären (zur Anschauung vgl. Philon TTepi puyddwv 562 M: &vöueran dE 6 uev mpecßltaroc ToÜ Övroc Aöyoc lc EcAfjta Töv kKöcuov). Erst ein Christ verband damit den Gedanken vom Sturz und Aufstieg der Seele.

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