Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

= TOTE

Kurze Zeit nachher wurde Bacher in das von den Franzoſen beſetzte Wien befohlen. Er blieb nur vom 16. Dezember bis zum 8. Januar dort. !) Er ſcheint mit größeren Hoffnungen in Wien eingetroffen zu ſein, als berechtigt war. Aus der Zeit ſeines Aufenthaltes ſind keine Nachrichten von ihm über die ihm zugedachte Tätigkeit erhalten. Jn einem Briefe vom 3. April 1809 fommt ex einmal auf dieſen Wiener Aufenthalt in Worten, die feine ſonderliche Befriedigung verraten, zu ſprechen. „Je n'ai jamais connu bien positivement la destination que sa Majesté voulait me donner, mais sì ainsi qu’on me la laisser entrevoir, c’était celle de la «urveillance de la Police: il est actuellement bien à regretter que ce Projet n'ait pu être réalisé. Je serais alors parvenu à monter un service dans le Pays même dont il serait maintenant possible de réunir les Elements epars; on s’est borné à me charger de la Censgure des feuilles publiques etc. et on m’a lâissé végéter à Vienne dans une inaction désespérante.‘?) An dem Tage jelbſt, da Bacher 1806 Wien verlaſſen ſollte, um nah Regensburg zurückzukehren, machte ex Talleyrand brieflich darauf aufmerkſam, daß es für die franzüſiſche Regierung wertvoll ſein würde, einen tätigen und intelligenten Agenten in Wien zu haben, mit dem die franzöſiſchen Geſandtſchaften korreſpondieren fönnten ; die Ankunft eines neuen Geſandten in Wien verzögere ſih noh jo lange, daß eine Lücke ‘in den Berichten aus Wien entſtehen müſſe, wenn kein Agent beſtellt würde. Es liegt der Gedanke nahe, daß Bacher ſich ſelbſt empfehlen wollte. ?)

Der Reichstag trat nah dem Preßburger Frieden im Januar zwar noh einmal zuſammen, aber ohne ſein Leben zurückzugewinnen. Bisher hatte man ihm wenigſtens noch jo viel Wert beigelegt, daß man ihm von den wichtigſten Ereigniſſen Mitteilung machte. Jebßt fand man auch dies nicht mehr für nötig. - Für Öſterreich und Preußen ſchien er überhaupt nicht mehr da zu ſein. Ein Mitglied nah dem andern reiſte ab, beſonders die angeſehenſten Teilnehmer der Verſammlung. Frankreich verhandelte unterdeſſen mit den von ihm abhängigen Staaten eifrig über die Begründung des Rheinbundes. Bacher bereitete ſeine Beauftragung als Bevollmächtigter bei dem. neuen Bunde vor, da er ſih nicht darüber täuſchte, daß die Tage des Reichs gezählt ſeien. Unmittelbar hatte er mit den Verhandlungen über den Rheinbund nichts zu tun. Doch ſchrieb er z. B., als die Reichsſtadt Frankfurt Dalberg überwieſen wurde und Dalberg von thr Beſiß ergriff, an Talleyrand, daß man der Stadt trot ihrer Einverleibung in ein Terri-

i 1) Bacher an M. d. A. 8. [. 1806. 2?) Bacher an M. d. A. 3. IV. 1809. 3) Bacher an M. d. A. 8. 1 1806.

Straßburger Beiträge. III. 1. 7