Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

Sechſtes Kapitel.

Bacher als chargé d’affaires bei deu Höfeu des Rheinbundes in Frankfurt.

VITI. 1806— II. 1812. Sein Tod. XI. 1813.

Diesmal wurde Bacher von ſeiner Regierung für ſeinen neuen Auftrag bei denen, wo er ſie vertreten ſollte, ſofort in aller Form beglaubigt. Das Schreiben rühmte ſeine Fähigkeiten mit den Worten: „La parfaite connaissance qu’il a des affaires d'Allemagne, sa capacité, sa prudence et son zèle pour notre service nous donnent l’assurance qu’il s’acquittera à notre satisfaction et à la votre“.!)

Vielleicht hatte bei Napoleon, als er Bachers Verſezung nah Frankfurt beſchloß, die Erwägung mitgeſprochen, daß er ſich damals auf den Krieg mit Preußen gefaßt machte. Bacher hatte ſi<h in der Organiſation des Nachrichtendienſtes in den vorangegangenen Kriegen mit Öſterreich bewährt; er war im preußiſchen Kriege wohl zu demſelben Dienſt zu gebrauchen, Frankfurt lag zu Preußen, wie Baſel zum rheiniſchen Kriegsſchauplaß und Regensburg zu Öſterreih. Bacher meldete ſeine Ankunſt in Frankfurt am 18. Auguſt. Dann aber ſpielte ſih der Krieg mit ſo überwältigender Schnelligkeit ab, daß die Einrichtung des Geheimdienſtes überflüſſig wurde. Bacher traute von vornherein Preußen keine Widerſtandsfraft zu. Er ſuchte ſeiner Regierung aber die Überzeugung beizubringen, daß auh Rußland die Unterſtüzung Preußens nicht ernſt meine. Rußland wolle nur Preußen ebenſo ins Verderben ſtürzen wie im Jahre zuvor Öſterreich, in der Berechnung, daß es dann freie Hand gegen Konſtantinopel haben werde; dafür werde es 60000 Mann getroſt opfern.?) Vielleicht hoffte er, Napoleon durch eine Darſtellung der Lage unter dieſem Geſichtspunkte zur Schonung Preußens zu veranlaſſen. Denn der Beſtand Preußens, ſeine Erhaltung und ſein Bündnis mit Frankreich gehörte zu dem politiſchen Syſtem, zu dem ſih Bacher immer bekannt hatte.

1) Brief Napoleons an die Bundesfürſten 29, VIII. 1806. Gedruckt bei Karl Be>, Zur Verfaſſungsgeſchichte des Rheinbundes, Beilage 1. Mainz. 1890. 2) Bacher an M. d. A. 15. IX. 1806.

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