Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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Was ſeine perſönliche Beſtimmung anging, ſo war Bacher nach Frankfurt nicht in der Meinung gereiſt, wiederum vornehmli<h als Organiſator eines Spionagedienſtes dienen zu ſollen. Jhm ſchwellte vielmehr die Hoffnung die Bruſt, daß man ihm nun endlich eine entſcheidend wichtige Rolle übertragen habe und er na<h zehn Fahren vergeblichen Harrens an der Organiſation des inneren Deutſchlands, dem Hauptintereſſe ſeines Diplomatenlebens, werde mitarbeiten können. Seine Beglaubigung fei ſämtlichen Rheinbundfürſten mußte ihn in der Anſicht beſtärken.

Er traf mit Dalberg, dem neuen Großherzog von Frankfurt, in dieſem Wunſche zuſammen. Eingehend hat er mit ihm immer wieder, wie es aus den Aten offenſichtlich hervorgeht, die Aufgabe erwogen.!) Wohl mochten auch ſelbſtſüchtige Beweggründe in beiden Männern mitſprehen. Nur wenn der Rheiniſche Bund zu wirklichem Leben kam, konnte Dalberg das Auſehen wieder gewinnen, das er als Erzkanzler des Reichs genoſſen hatte, und ſtellte Bachers Stellung mehr als eine einfache diplomatiſche Agentur dar. Aber das Fntereſſe beider Männer erſchöpfte ſih doch nicht in derlei Beweggründen. Es handelte ſih ihnen um eine Herzensangelegenheit, wie denn auch andere franzöſiſche Diplomaten in Deutſchland zur ſelben Zeit ihren Einfluß daheim in derſelben Richtung geltend gemacht haben, ſo von 1804 an Bignon, den Laforeſt den Vater der Rheinbundsidee genannt hat, ſo auch Beugnot, deſſen Bemühungen Charles Schmidt in ſeinem Buche über das Großherzogtum Berg geſchildert hat. Es wird darüber geſtritten, ob Napoleon je an den Organiſationsbeſtrebungen ſeiner Geſandten Anteil genommen ‘und ſich auf ſie eingelaſſen hat.?) Sicher hat er ſich ſeit ſeinen Einmarſch in Preußen niht mehr darum gekümmert. Jnfolgedeſſen iſt die beim Abſchluß des Bundes geplante ſtändige Verſammlung der Rheinbunds= vertreter nie eröffnet worden. Bacher zichtigte zuerſt Bayern der Schuld an dem ſhle<ten Willen, auf den er ſtieß, weil es allein von allen Verbündeten im September noh keinen Vertreter ernannt hatte. Als dann auch die Vertreter der anderen zum feſtgeſeßten Tage, dem 1. Oktober, nicht eintrafen, vermutete er eine Verabredung zwiſchen Bayern und Württemberg.

9) Bei den intimen Beziehungen Bachers mit Dalberg, die ſhon aus der Regensburger Zeit datieren, unterliegt es keinem Zweifel, daß Bacher mit den Plänen des Primas und Eberſteins Vorſchlägen vertraut war. Auffallend iſt, daß bisher nirgends der Freundſchaft der beiden Männer gedacht worden iſt. Vgl. Be>, S. 18, ferner Beaulieu-Maxconnay, Karl v. Dalberg und ſeine Zeit, und Darmſtädter, Der Gvoßhergog von Frankfurt. Bacher wird nur einmal erwähnt (von Beaulieu-M.

; LE): B- „eifriger und gewandter Miniſter“ in einem Schreiben Dalbergs. Bachers È Allèmágne T35—T747 Aff. étr. dürfen für Dalbergs Biographie niht außer ra gelaſſen" werden.

‘BVitterauf, Geſchichte des Rheinbunds 1; ferner Uſinger, Der rheiniſche ſhe Bund, und Be>, Eberſteins Reiſebericht 8 ff.