Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)
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Sie warteten wohl, ſo, ſchrieb er, die Mitteilung eines Verfaſſungsentwurfs durch die franzöſiſche Regierung ab. Dann erſt begriff er, daß Napoleon jelbſt der Schuldige war. Noch tröſtete er ſich damit, daß der Kaiſer nur bis zum Friedens\hluſſe mit Preußen zögere. Zwei Jahre lang füllte er ſeine Berichte mit Mahnungen und Vorſchlägen zur Organiſation des Bundes an. Ganz langſam fand er ſi< in ſein Schifſſal. Seine Regierung ernannte unterdeſſen beſondere Geſandte für die einzelnen Rheinbunds-Höfe. Bachers Auftrag wurde dadurch vollends inhaltlos. Nach dem Schönbrunner Frieden drängte er no< einmal, daß man Hand an das Werk legen möge. Dann ſchwieg er. !)
Obwohl fie niht ausgeführt wurden, beſizen die Anregungen Bachers doch Intereſſe für die deutſche Geſchichtsforſchung im Hinbli> auf die im 19. Fahrhundert troy aller Schwierigkeiten ſhließli<h doh zuſtande gefommene Aufrichtung eines Bundesſtaats.
Bacher wünſchte die loſe Organiſation der Rheinbundsfürſten in eine ſtraffe Zuſammenfaſſung umgebildet zu ſehen. Er verhieß dem Kaiſer als nächſte Wirkung davon, daß ſich die militäriſche Stellung Frankreichs gegen Öſterreich, mittelbar auh gegen Rußland erheblich feſtigen werde. „Das alte Syſtem Frankreichs“, ſchrieb er, „hat darin beſtanden, unter den deutſchen Staaten Rivalität und Zwietracht groß zu ziehen. Le nouveau système paraît être calculé sur le plan d’une barrière défensive contre l’Autriche ce qui suppose que la Prusse, la Saxe et la Bavière trouveront constamment leur intérêt à se tenir éloignés de la Cour de Vienne, et que la puissance formidable de l’Empire français leur en imposera assez pour les détournir de la tentation de chercher s’aggrandir aux dépens des petits Etats intermédiaires“. ?)
Bei der Vorausſtellung des militäriſchen Nußens des Bundes für Frankreich verſteht ſich leicht, daß Bacher den Bund möglichſt einheitlich, ſogar zentraliſtiſch organiſiert und die oberſte Leitung Frankreich übertragen wiſſen wollte. Dabei ließ er aber zu, daß man die alten Formen, die im Reich beſtanden hatten, ſoweit als tunlih wahrte. So forderte er für den Bund la préminence d’un chef suprême proclamé dans les formes usitées‘.?) Als Erforenen der Fürſten ließ er freili<h nur Napoleon zu. „C'est à lui seul, ſchrieb Bacher am 18. Fanuar 1807, qu’il soit reservé de consolider leur existance politique par ses victoires et de leur apprendre Fart sì difficile de rendre heureux les peuples dont la providence leur a confié le Gouvernement“. 4).
1) Bacher an M. d. A. 6. XIl. 1809. 2) Bacher an M. d. A. 20. X. 1808. *) Bacher an M. d. A. 24. VIII. 1807, *) Bacher an M. d. A. 18. I. 1807.