Theobald Bacher : ein elsässischer Diplomat im Dienste Frankreichs (1748-1813)

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ihn mit der Vermittlung des Kriegsbedarfs zu betrauen. Zwar liegt eine offizielle Ernennung nicht vor, jedoh geht aus der Menge der Brieſe, worin Bachex über die „Approvisionnements“ ſchreibt, hervor, daß ihm dies Amt übertragen war.

Diplomatiſch weittragender war der Auftrag, die Korreſpondenzen für die franzöſiſchen Kriegsgefangenen zu vermitteln und ein Unterſtüßungsbureau für ſie einzurichten. Denn das mußte folgerehter Weiſe dazu führen, daß man ihm auch etwaige Verhandlungen über den Gefangenenaustauſch übertrug. Solche Verhandlungen aber waren in jener Zeit faſt immer der Vorwand zu vorbereitenden Beſprechungen über die Wiederherſtellung unmittelbarer diplomatiſcher Beziehungungen und den Abſchluß eines Waſfenſtillſtandes oder Friedens. Wurde jemand zu ihnen bevollmächtigt, ſo war er damit dem Feinde förmlich als Perſönlichkeit gezeichnet, mit der man Fühlung nehmen konnte.

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„Bacher a le defaut d’ être un peu comméère. Il desire vivement la conclusion de la paix avec la Prusse, parceque c’est lui qui en a été, en quelque sorte, lentremetteur. C’est affaire de vanité. A cela près il va bien.“ ") Mit dieſen Worten beurteilte der ſcharfſinnigſte Kopf unter den Männern der Spätzeit des Konvents, Merlin de Douai, Bacher in den erſten Tagen des Jahres 1795 auf Grund der Tätigkeit, die derſelbe im Laufe des Jahres 1794 entfaltete. Man wird Bacher in ſeinen Schwächen wie ſeinem Werte als Diplomat kaum knapper und treffender charakteriſieren können. Freilich hat er auch faum jemals Gelegen= heit gefunden, ſi ebenſo hell ins Licht zu ſeen wie damals.

Lieſt man Bachers Berichte aus dieſer Zeit, womit er immer wieder auf das Comité de salut public einredete, ſo wird man ſehr leicht inne, wie ſeine Anſicht von der politiſchen Lage und ſeine Meinung über das Erreichbare ganz und gar aus den Gedankengängen Kochs und Faviers entnommen iſ, ohne daß er ſich genauere Rechenſchaft gibt, welche Einſchränkungen das „Syſtem“ etwa durch die leitenden Perſönlichkeiten erlitt. Er rechnet ſchle<thin mit den Faktoren Öſterreich, Frankreich und Preußen, faum mit den einzelnen Staatsmännern. Der Feind Frankreichs war für

cantile. 2, Observations concernant les contraventions à la neutralité arrivées du 20 août au 10 octobre 1793 sur les ſrontières du canton des Soleure. 3. Note eur le dénuement dans lequel se trouve l’armée du Haut-Rhin et sur les moyens d'y remédier. A. S. 439, Raulef III, 305ff.

1) M. Jean Reynaud, Vie et Correspondance de Merlin de Thionville, Paris 1830. Korr. S. 156 Merlin de Douai an M. de Th. 15 nivôse UI (4. Fanuar 1795).

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